GEFANGENEN-TRILOGIE
Theatertexte
mit einem Vorwort von Annett Gröschner
und in der Buchgestaltung von Andreas Töpfer
henschel SCHAUSPIEL edition, 2021
ISBN 978-3-940100-15-3
16,80 €
- Longlist Die Schönsten Deutschen Bücher 2022
Drei Theaterstücke des Autors und Regisseurs Kai Grehn sind hier erstmals als Buch veröffentlicht – mit einer Einleitung von Annett Gröschner.
„DER BERG, ÜBER DEN KEIN VOGEL FLIEGT“ erzählt von einem Mann, der beim Abstieg vom Gipfel eines Achttausenders verunglückt. Eine Felsterrasse ist sein letzter Halt. Allein kämpft er dort mit seiner Verletzung, mit Kälte, Dehydrierung und Sauerstoffmangel, spricht mit sich selber, mit seinem toten Seilpartner, mit der Himmelswandlerin Dakini, mit zwei vorbeiziehenden Japanern und per Walkie-Talkie mit dem Expeditionsleiter im Basislager. Hoffnung auf Rettung, Täuschung und Erleuchtung fließen in seinen Gedanken zusammen zu einem großen Versuch über die Suche nach dem Glück.
„MU! oder PEOPLE MUST BE PUNISHED. Eine Schmierenkomödie“ spielt in einer Gegend, die ein Sperrgebiet ist und in einer Zeit, die eine Zone ist. Täglich erscheinen Bob und Arthur vor dem großen Tor. Täglich beobachten sie, wie es bei Sonnenaufgang geöffnet und zum Sonnenuntergang geschlossen wird. Obwohl die Mittagssonne jeden Tag heißer auf die grauer werdenden Schädel brennt, können sie sich nicht aufraffen, den wachhabenden ZENturio um Einlass zu bitten. Stattdessen vertreiben sie sich die Zeit mit philosophischem Slapstick, absurden gegenseitigen Vorwürfen, merkwürdigen Erinnerungen und – als Mari mit einem Krug Wasser durch die Szene geht – mit Gedanken an die Liebe. Als Bob und Arthur es endlich wagen, den ZENturio anzusprechen, erwartet sie das Unvorstellbare als letzte Enttäuschung.
„ZOMBIELAND. Ein Geistertanz“ ist die Geschichte von Abraham Böhme und seiner Heimat, die vom Tagebau zerstört und zum Jagdrevier von Geschäftemachern wurde. Mit der Rückkehr seines Enkels Jacob aus Amerika und dessen Liebe zu Sophia, die nicht zufällig so heißt, beginnt ein neues Kapitel. Die verkehrte Welt wird weiter gedreht und auf die Füße gestellt – als Revenge-Drama und Indianergeschichte. Coyote, der Geist aller geschundenen Landschaften und Kreaturen überwältigt die CEOs der Gold Investment Bank und des Energiekonzerns Holzweg AG und lässt die Zombies tanzen bis zum Verschwinden.
Selten finden Pathos und Witz, Ernst und Ironie so glücklich zusammen, wie in Kai Grehns Theaterstücken.
„Es scheint, dass die Auflösung alles Konkreten, der Seiltanz zwischen Himmel und Hölle, Glück und Unglück, das eigentliche Metier seines Erzählens sind.“ (Anja Hirsch, FAZ)