auschwitz

Tadeusz Borowski BEI UNS IN AUSCHWITZ

Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung

Übersetzung aus dem Polnischen: Friedrich Griese
Mit: Vincent Leittersdorf, Patrycia Ziolkowska, Otto Mellies, Andreas Schmidt, Jörg Steinberg, Sven Plate
Ton & Technik: Martin Seelig & Iris König
Regieassistenz: Teresa Schomburg
Länge: 54 min
Dramaturgie: Juliane Schmidt
Soundrecording in der Gedenkstätte Auschwittz-Birkenau, Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des RBB mit Radio Bremen 2008
Kai Grehn bedankt sich für die Unterstützung bei der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, sowie bei Agnieszka Walczy und Renata Serednicka.
 

TADEUSZ: Schau, in was für einer originellen Welt wir leben: Wie wenig Menschen gibt es in Europa, die keinen Menschen getötet haben! Und wie wenig Menschen es gibt, die andere nicht gern ermorden würden!

Der Pole Tadeusz Borowski hat das Lager Auschwitz von innen erlebt. Bevor er sich 1951, als 29-Jähriger, das Leben nahm, schrieb er Gedichte und Erzählungen über seine Erfahrungen. Wie er zum Beispiel eines Tages zu einer Ausbildung als Krankenpfleger abkommandiert wurde. Eine privilegierte Situation, die ihn für Momente dem rasenden Sterben entzieht. Nun schreibt er Briefe an seine Freundin Maria. Mit der traurigsten Heiterkeit, die man sich denken kann, berichtet er von seinem Alltag. Er schreibt über Boxkämpfe, Orchesterkonzerte, das Lagerbordell, den allgegenwärtigen Tauschhandel. Sein ironischer Plauderton lässt das Entsetzliche nur um so greller hervortreten. Regisseur Kai Grehn hat Borowskis Erzählung „Bei uns in Auschwitz“ behutsam in Szene gesetzt und mit Sounds von den Originalschauplätzen im heutigen Polen orchestriert. Ein Hörspiel, das auf bemerkenswerte Weise unterhaltsam und zugleich tief verstörend ist. (Tom Peukert, Tagesspiegel)
 

Aufregende, verrückte, amoralische, zeitlose Literatur

»Das literarische Werk von Tadeusz Borowski, der mit knapp 29 Jahren sich selbst das Leben nahm, ist mit keinem anderen zu vergleichen. Niemand ist imstande, die ganze Wahrheit über Auschwitz zu berichten, aber Borowski erzählt mit der größten selbstquälerischen Ehrlichkeit den schmerzlichsten Teil dieser Wahrheit.
Borowski zählt zu den wenig bekannten und trotzdem bedeutendsten Autoren der Welt, die Auschwitz eine fast metaphysische Dimension verliehen haben. Sein Werk (…) hilft, das Unglaubliche und Ungeheuerliche im Leben und Sterben des homo Auschwitziensis wenigstens im Ansatz, zu begreifen.«

(Arno Lustiger, Die Welt)

»Wenn von der europäischen Zivilisation nur dieses Buch erhalten geblieben wäre, was würde dann ein Nachmensch über uns denken? Das Erschreckende an diesem Buch: Auschwitz erscheint als natürliche Fortsetzung unserer Lebensweise, als eine bis ins Absurde verstiegene Absurdität.«
(Olga Martynova, Die Zeit)

»Borowskis Erzählungen über das Lagerleben gehören zu den bedeutendsten und verstörendsten literarischen Zeugnissen der Schreckensherrschaft der Nazis und ihrer Vernichtungsmaschinerie. Scheinbar indifferent, aber mit größter Genauigkeit in der Beobachtung und messerscharfer sprachlicher Präzision beschreibt er die Entfremdung des der völligen Entgrenzung ausgelieferten Menschen von sich selbst und seinen Mitmenschen. Eine geradezu unmenschliche psychische und literarische Leistung.«
(Florian Hunger, Jüdische Zeitung)

»Wem es hier nicht kalt über den Rücken läuft, der weiß nicht, was aufregende, verrückte, amoralische, zeitlose Literatur ist – oder er will nichts mehr über die Hitler-Tage, die Asche und den Tod lesen. Tadeusz Borowski ist wahrscheinlich – neben Imre Kertész – der einzige Schriftsteller auf dieser Welt, der es dank seiner Ehrlichkeit, seiner Melancholie, seines Talents schaffte, ein paar hundert Seiten zu schreiben, nach deren Lektüre man endlich begreift, was Auschwitz, was der Holocaust wirklich gewesen ist.«
(Maxim Biller, Der Spiegel)