DAS ABENTEUERLICHE HERZ oder FIGUREN & CAPRICCIOS BEI TAG & NACHT
Hörspiel nach den gleichnamigen Prosatexten
Mit: Alexander Fehling
Komposition: TARWATER
Ton & Technik: Daniel Senger & Andreas Völzing
Assistenz: Nicole Paulsen
Länge: 61 min (Short Cut: 54 min)
Dramaturgie: Manfred Hess
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SWR 2012
Jünger: Seien wir auf der Hut vor der größten Gefahr, die es gibt, davor, daß uns das Leben etwas Gewöhnliches wird.
Die erste Fassung von Ernst Jüngers Buch »Das Abenteuerliche Herz« erschien 1929 mit dem Untertitel »Aufzeichnungen bei Tag und Nacht«. Eine zweite Fassung des Werkes erschien 1938 mit dem Untertitel »Figuren und Capriccios«. Zwei Drittel des Urtextes wurden in dieser Fassung gestrichen und erneuert, wobei Jünger besonders auf offene politische und autobiographische Bezüge verzichtete. Beide Textsammlungen von Ernst Jünger bestehen aus kurzen Prosastücken in Form von Kurzgeschichten, tagebuchartigen Einträgen, Traumschilderungen und Essays. Jeder Text ist einem Ort bzw. einer Stadt zugeordnet. Vor allem die Texte der »Aufzeichnungen bei Tag und Nacht« durchweht ein Grundton der Sehnsucht nach einem irrationalen, abenteuerlichen Leben.
In seinen essayistischen Texten, insbesondere denen der zweiten Fassung, entwickelt Jünger eine eigene Poetik und Wahrnehmungsweise, einen eigenen Stil der Anschauung und des Denkens, der die klare und scharfe Beobachtung mit der unbestimmten Empfänglichkeit des Träumers verbindet. Diese Form der Wahrnehmung bezeichnet Jünger als Stereoskopie, eine Methode, die demselben Ton gleichzeitig zwei Sinnesqualitäten abzugewinnen vermag.
Jüngers ›Stereoskopie‹ bildet die ästhetische Grundlage für das Hörspiel ›Das abenteuerliche Herz‹. Die Textauswahl aus beiden Fassungen strukturiert sich über die Zuordnungen von ›Aufzeichnungen bei Tag‹ und ›Nocturnes‹ – Aufzeichnungen bei Nacht. Während die Texte des Tages sich in der vermeindlichen Stille eines Klangraumes präsentieren, werden die Nocturnes in akustische und musikalische Spielformen eingebunden, um ihnen weitere, neue Sinnesqualitäten abzugewinnen. Ein lautmalerisches Mosaik aus einzelnen Kurz- und Kürzesthörspielen. Eine radiophone Reise ins abenteuerliche Herz, bei der die Grenzen zwischen Tag- und Nachtaufzeichnungen mit zunehmender Dauer schwinden (Kai Grehn)