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Marguerite Duras DER LIEBHABER

Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman

Aus dem Französischen von Ilma Rakusa
Mit: Dagmar Manzel, Paula Beer, Alexander Fehling, Nina Kunzendorf
Komposition: Song Yuzhe
Gesang: Song Yuzhe & Paula Beer
Wortaufnahmen: Hermann Leppich & Andreas Meinetsberger
Mischung: Daniel Senger & Sonja Röder
Regieassistenz: Constanze Renner
Länge: 84 min (Short-Cut: 54 min)
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SWR 2016
Hörbuch-CD bei Hörbuch Hamburg 2017 | 14,00 Euro | ISBN 978-3-95713-064-8

  • Silver Radio Award New York Festivals 2018 (Best Audio Book – Fiktion)
    • Longlist Deutscher Hörbuchpreis 2018 (Bestes Hörspiel)
      • Longlist Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2/2017
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        LIEBHABER: Du wirst dich dein Leben lang an diesen Nachmittag erinnern,
        selbst wenn du mein Gesicht, meinen Namen vergessen hast.

        Bei der Betrachtung ihres gealterten und durch den Alkohol zerstörten Gesichts kehrt eine französische Schriftstellerin in Gedanken an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurück.
        Sie trifft ihn auf einer Fähre über den Mekong. Sie sind ein ungleiches Paar im Indochina der 1930er Jahre: Er ein 27-jähriger Chinese aus reichem Elternhaus, sie eine 15-jährige französische Halbwaise, die mit ihrer Mutter und zwei Brüdern in einem einst herrschaftlichen Haus am Fluss lebt. Ein abgedunkeltes Zimmer oberhalb des geschäftigen Straßenlebens in Saigon wird der heimliche Zufluchtsort der Liebenden. Ihre sexuelle Erkundung ist ein rebellischer Aufschrei gegen die unumstößlichen Regeln der tropischen Kolonie und die erschütternden familiären Machtspiele.
        Duras‘ autobiografischer Roman wurde zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als die Autorin 70 Jahre alt war und die beschriebenen Abläufe nicht nur mehr als ein halbes Jahrhundert in der Vergangenheit, sondern auch, von ihrem Pariser Schreibtisch aus, auf einem fernen Kontinent lagen. Die Erzählerin bleibt namenlos, in ihrer Selbstdarstellung wechselt sie zwischen der ersten und dritten Person; die Unbedingtheit der Liebesbeziehung wird in bildhaften und knappen, fast bruchstückhaften Textsequenzen eingefangen; verschiedene Erzählperspektiven und Zeitebenen werden miteinander verwoben.
        Für »Der Liebhaber« erhielt Duras 1984 den Prix Goncourt. Der internationale Bestseller, 1992 von Jean-Jacques Annaud verfilmt, wurde in 42 Sprachen übersetzt.

        EIN BRAUSCHENDES KUNSTWERK

        „Eine sinnliche Meditation. Hören Sie! Tauchen Sie ein! Verlieren Sie sich!“
        (Sabine Eichhorst, WDR5, 27.03.2017)

        „Der Liebhaber von Marguerite Duras in der Inszenierung von Kai Grehn ist ein pointiert inszeniertes, sinnliches und zeitloses Hörspiel. Intensiv und lebendig, bisweilen albern, und manchmal kaum zu ertragen. Wie es eben ist, zu lieben.“
        (Florian Bänsch, Radio Bremen, 14.03.2017)

        „Duras schrieb 1984 über diese kühne Beziehung zwischen Amour fou und Prostitution. Ihre Sprache ist schön, präzise, rücksichtslos. Kai Grehns flirrendes, sinnliches Hörspiel wird dieser Vieldeutigkeit gerecht: Taktsicher mischt er die Erzählung der älteren Marguerite (Dagmar Manzel) mit den Dialogen zwischen ihrem jüngeren Selbst (Paula Beer), dem Liebhaber (Alexander Fehling), Passagen aus dem französischen Original und Musik von Song Yuzhe. Ein außergewöhnlicher Genuss.“
        (BücherMAGAZIN 3/2017)

        „Mit dieser Hörspielfassung, in ihrer unendlich behutsamen, fast gelassenen und ruhigen Erzählweise, zu deren Wirkung die musikalische Begleitung entscheidend beiträgt, ist allen Mitwirkenden ein Werk von ergreifender Schönheit gelungen.“
        (Bernhardt Rengert, MOZ, 16.04.2017)

        „Regisseur Kai Grehn, der schon zwei Hörspiele nach Texten von Duras produzierte, schweißte die Episoden zu einem ebenso packenden wie betörenden Mosaik zusammen.“
        (Ulf Heise, MDR Kultur, 08.02.2017)

        „Regisseur Kai Grehn reichen vier high-density Stimmen und die wie Sommergrillen zirpende Song-Yuzhe-Mucke, um Der Liebhaber als Soundpic zu malen. Faszinierend, wie es ihm immer wieder gelingt, das Unausgesprochene ohrenfällig zu machen, das Ungesagte klingen zu lassen. Man hört auch, was man nicht hört. Sehr, sehr schön.“
        (Jonny Rieder, IN MÜNCHEN, 7/2017)

        „Ein Glücksfall ist die Besetzung mit Dagmar Manzel und Paula Beer. Zwei Charaktere stehen sich hier gegenüber, die so gegensätzlich und doch aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Beide bedienen sich des gleichen Tonfalls der Gedankenverlorenheit, setzen seltene und umso wirkungsvollere Akzente, halten die typischen Satzminiaturen der Duras gleichsam in fragender Schwebe. Doch zwischen beiden liegen Welten. Hier die Reifere, umhüllt vom Schleier der Erinnerung, da das junge Ding, das alles gerade vor sich hat. (…) Den dritten Part aber – jenes von der Autorin in ihren Naturschilderungen beschworene Klima einer alles beherrschenden fauligen Trägheit – übernimmt die Musik von Song Yuzhe mit ihren fernöstlich geprägten Glissandi, zu dem sich eine verhauchte, an die kühle Erotik einer Jane Gainsbourg erinnernde Gesangsstimme bruchlos gesellt.
        (Christian Deutschmann, FAZ, 18.04.2017)

        „Töne, die nach Tränen klingen. Die säuselnde Bambusflöte und die gezupfte Guqin, eine chinesische Zither, untermalen melancholisch das Scheitern einer unglücklichen Liebe, das Zerbrechen einer Familie und die Vergänglichkeit des Lebens. (…) Poetische Prosa, zauberhaft schön gesprochen von der Schauspielerin Paula Beer, die lyrischen Passagen sogar auf französisch, wundervoll umgesetzt von Regisseur Kai Grehn. Ihm ist mit »Der Liebhaber« ein herausragend musikalisches Hörspiel gelungen.“
        (Andi Hörmann, DLR Kultur, 06.03.2017)

        „»Mit 18 bin ich gealtert«: Mit diesem Satz hebt auch das Hörspiel von Kai Grehn an, mit dem der Regisseur den Liebhaber vor dem Kitsch retten will. Das gelingt ihm, nicht zuletzt wegen seines herausragenden Sprecher-Ensembles. Da wäre Dagmar Manzel, die die reife Duras spricht: Das einfache Erzählen wird in Manzels ruhigem, äußerst zurückgenommenem, keineswegs hohem Ton nicht zum bedeutungsschwangeren Tremolo, was bei Sätzen wie »Sehr bald in meinem Leben war es zu spät« schnell passieren kann. Vielmehr verwandelt sie ihren Stoff in eine präzise Erinnerung, in der es nicht um rückwärtsgewandtes Sinnieren, sondern um die Genauigkeit geht – um Klarheit statt Bedeutung.
        Das Mädchen wiederum verkörpert Paula Beer, Jahrgang 1995, eine der interessantesten jungen Schauspielerinnen. Hier hören wir ein junges Mädchen, weniger eine junge Frau; das Suchen der Pubertät spüren wir in dem gehauchten, doch willensstarken Satz zu dem erkorenen Liebhaber: »Ich will, dass Sie tun, was Sie üblicherweise tun mit Frauen, die Sie in ihr Zimmer mitnehmen.« Der zarte, reiche Chinese ist bei Alexander Fehling ein unsicherer, unterlegener, verliebter Junge, der trotz oder vielmehr wegen seiner Erfahrung weinen muss bei seinem Entjungferungsdienst.“

        (Alexander Cammann, Die Zeit, 09.02.2017)

        „Ein atemraubender Sog, diese stimmige Stimme der Manzel, nah und distanziert zugleich, lakonisch und dabei ungeheuer sinnlich. Auch die der jungen Marguerite hat Kai Grehn treffsicher besetzt mit Paula Beer (…) sie entfalten ihre ganz eigene, sehr besondere Magie, eingebettet in musikalische Sequenzen, die die Atmosphäre Indochinas vermitteln.“
        (Michaela Gericke, RBB Kulturradio, 20.02.2017)

        „Aus dem Erfolgsroman der gealterten Duras machte Kai Grehn ein mystisch anmutendes Hörspiel – mit Dagmar Manzel, Paula Beer, Alexander Fehling und Nina Kunzendorf sehr prominent besetzt .“
        (Anabel Schaffer, Nürnberger Zeitung, 11.08.2017)

        „Kai Grehn inszeniert diese Liebesgeschichte voller Melancholie und Schmerz und vermeidet dabei doch Kitsch und Pathos. Dafür sorgen vor allem Dagmar Manzels ruhige, nachdenklich gesprochene Kommentare, aber auch Paula Beer gelingt es glänzend, den Kontrast zwischen Leidenschaft und Nüchternheit so auszubalancieren, dass eine eigenwillige reizvolle Spannung entsteht. Sehr sinnlich inszeniert Kai Grehn intime Momente.“
        (Christel Wester, WDR3, 20.04.2017)

        „Wie eigentlich allen Literaturadaptionen des preisgekrönten Hörspielregisseurs und Autors Grehn haftet auch dieser etwas Entrücktes an. Die ganze Produktion strahlt große Ruhe aus, die wohlgesetzten Dialoge kommentiert der chinesische Musiker Song Yuzhe mit einer reizvollen Mischung aus traditioneller chinesischer Musik und gitarrengelenktem Folk. (…) Paula Beer streicht in der Rolle der Marguerite mit ihrer melodischen Stimme die Eigenverantwortlichkeit und die aufkeimende Wollust der 15-Jährigen heraus. Sie macht das Wissen um die Ausweglosigkeit der Beziehung und die daraus folgende emotionale Verwirrung Marguerites deutlich, indem sie ihren Part abgeklärt und zärtlich zugleich spricht. Dabei harmoniert Beer gut mit Alexander Fehling, der den Liebhaber angemessen verzweifelt und dezent hörig interpretiert.“
        (Sylvia Prahl, taz, 11.03.2017)

        „Kai Grehn hat in der jetzigen SWR-Produktion einen Gestus und einen Duktus gefunden, der sehr stimmig wirkt. Grehn lässt in dem 85-minütigen Stück die Protagonistin und Erzählerin Duras durch zwei Stimmen sprechen (Dagmar Manzel und Paula Beer), und zwar dergestalt, dass sich jeweils eine biografische Nähe oder auch Ferne einstellen konnte, Zeitensprünge wurden dadurch möglich, die auch in der Vorlage angelegt sind. (…) Besonders hilfreich war bei der Produktion die Herausarbeitung einer Haltung, die auf Entschleunigung und Behutsamkeit setzte. Die eingebauten Kompositionen von Song Yuzhe waren dabei von herausragender Schönheit und sinnlicher Nähe und verzauberten die Ohren mit dem fernöstlichen Schmerz einer letztlich verbotenen Liebe, einer Liebe im Spannungsfeld der kolonialen Ansprüche von Politik und Familie.“
        (Christian Hörburger, Medienkorrespondenz, 28.10.2016)

        „Purer Hörgenuss.“
        (Buch aktuell, 10.02.2017)

        Song Yuzhe