DIE VIERZIG TAGE DES MUSA DAGH
Hörspiel in zwei Teilen nach dem gleichnamigen Roman
Mit: Sebastian Blomberg, Alexander Fehling, Vincent Leittersdorf, Josef Ostendorf, Valery Tscheplanowa, Robert Gallinowski, Andreas Schmidt, Christian Grashof, Peter Kurth, David Rott, Lukas Rüppel, Edgar M. Böhlke, Florian Kropp, Andreas Helgi Schmid, Torben Kessler, Thomas Huber, Andreas Leupold, Stefan Viering, Berthold Toetzke, Horst Hildebrandt, Nico Eleftheriadis, Oliver Kraushaar, Isaak Dentler, Sebastian Mirow, Kai Grehn
Komposition: Araik Bartikian & David Kuckhermann
(unter Verwendung des Duduk-Motivs aus der Sinfonie Nr. 3 von Awet Terterjan)
Gesang: Meline Popovian
Ton & Technik: Daniel Senger, Sonja Röder, Martin Seelig, Alexander Brennecke
Regieassistenz: Kristina Huch
Länge: 2 x 88 min
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SWR mit dem NDR und dem HR 2015
Für die Unterstützung dankt Kai Grehn besonders herzlich Ayda Capar, Hans-Ulrich Duffek und dem Musikverlag Hans Sikorski.
Hörbuch, 3 CDs bei Der Höverlag 2015 | 19,95 Euro | ISBN 978-3-8445-1829-0
- Longlist Deutscher Hörbuchpreis 2016 (Bestes Hörspiel)
BAGRADIAN: Armenier sein ist eine Unmöglichkeit.
In einer Nachbemerkung schreibt Werfel in der Erstausgabe seines Romans: „Dieses Werk wurde im März des Jahres 1929 bei einem Aufenthalt in Damaskus entworfen. Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoß, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen.“
Gabriel Bagradian kehrt nach 23 Jahren, die er in Paris verlebt hat, in seine armenische Heimat am Fuße des Musa Dagh zurück. Der Besuch in Yoghonoluk soll nur kurze Zeit in Anspruch nehmen, doch noch während sich Gabriel mit Frau und Kind in Armenien aufhält, bricht der Erste Weltkrieg aus. Die Familie sitzt fest. Gabriel wird in die vom Osmanischen Reich verhängte Verschickung der armenischen Minderheit verwickelt, die in den verschiedenen Provinzen des Reichs leben. Doch statt sich wie die meisten seiner Leidensgenossen in das schreckliche Schicksal der Deportation zu fügen, setzt Gabriel alles auf eine Karte: Auf dem Musa Dagh sucht er mit zirka 5000 Armeniern Zuflucht vor Verfolgung, Verschleppung und Ausrottung durch die Türken. Sein verzweifelter Triumph heißt erbitterter Widerstand, koste es, was es wolle.
Werfel unternahm intensive historische Forschungen, um seinem 1933 erschienenen Roman einen bis in die Einzelheiten authentischen Hintergrund geben zu können. Bemerkenswert ist auch seine differenzierte Darstellung der Berg-Gemeinschaft mit ihrer Ordnung und Anarchie, Herrschaft und Opposition, ihrem Heldenmut und ihrem Verbrechertum.
Klagelied über die Verfolgung des armenischen Volkes
„Wer Werfels Roman gelesen hat, der mag sich fragen: Eignet sich der Roman als Hörspiel? – Ja. Kai Grehn ist bei der Bearbeitung des Stoffes geschickt und sehr behutsam vorgegangen. Und vielleicht tritt die ›Seele‹ des Werkes in dieser komprimierten Fassung noch intensiver hervor. Sprecher wie Alexander Fehling (Gabriel Bagradin) oder Sebastian Blomberg (Erzähler) erzeugen eine Atmosphäre aus Angst, Hilflosigkeit und Wut, aber auch aus Stärke und Zuversicht. Die orientalische Musik trifft den Hörer mit ihrer melancholischen Stimmung mitten ins Herz.“
(Alessa Schmelzer, Histo Journal, 05.08.2015)
„Erstmals als Hörspiel kann man Franz Werfels Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ erleben, in der Regie des enorm produktiven Kai Grehn. Er hat für das Drama um die Verfolgung und Vernichtung der Armenier während des Ersten Weltkriegs ein hervorragendes Stimmenensemble versammelt (unter anderem Alexander Fehling, Robert Gallinowski, Valery Tscheplanowa) – und die Tragödie von damals hört sich so plastisch, frisch und gegenwärtig an, dass man unwillkürlich an das heutige Schicksal der Jesiden im Sindschargebirge denkt.“
(Alexander Cammann, Die Zeit, 18.06.2015)
„Kai Grehn hat mit kräftigen Strichen den ausgreifenden Roman bearbeitet und von nicht wenigen Sentimentalitäten befreit. Er hat für die Hauptrollen dieser stimmenreichen Produktion mit Sebastian Blornberg als Erzähler, besonders aber mit Alexander Fehling als Gabriel Bagradian wie auch für die kleineren Rollen eine außerordentliche Sprecherbesetzung gefunden.“
(Alexander Kluy, Der Standart, 23.05.2015)
„Ein groß angelegtes Hörspiel erinnert daran, dass der große Erzähler Franz Werfel nach einer erschütternden Begegnung in Damaskus 1932 einen Roman schrieb, dieses Leid in Worte zu fassen. Obwohl der titelgebende Berg und die Schlachten um ihn herum „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ bestimmen, sind es vielfältige Ebenen die Werfel um das Genozidthema suggestiv und einfühlsam verknüpft. Starke Sprecher, allen voran Sebastian Blombergs Erzähler, bilden in Kai Grehns Regie ein Ensemble, das die düstere Chronik beunruhigend lebendig klingen lässt.“
(WAZ, 20.04.2015)
„Der Regisseur Kai Grehn hat den Roman als Ko-Produktion des SWR, NDR sowie HR anlässlich des Gedenkens an den 100. Jahrestag der historischen Ereignisse um den Völkermord in einen packenden und erschütternden Hörspielzweiteiler umgearbeitet. Er lässt die schlimmen Auswirkungen von Nationalgefühl und Rassenhass aufs Deutlichste spüren. Die Stimmen von Sebastian Blomberg (Erzähler), Alexander Fehling (Gabriel Bagradian), Valery Tscheplanowa (Juliette), Josef Ostendorf (Lepsius) und Robert Gallinowski (Enver Pascha) gehen tief unter die Haut.“
(Hildegard Lorenz, Münchner Merkur, 21.04.2015)
„Das ist wahrlich Stoff für einen Roman von knapp 1000 Seiten und eine Herkulesaufgabe selbst für einen erfahrenen Bearbeiter. Zwar hat Kai Grehn für das Hörspiel einen Doppeltermin von zweimal rund 90 Minuten zur Verfügung, er muss jedoch die Aufteilung in drei „Bücher“ (wie Werfel die Kapitel überschrieb) entsprechend verändern. Dies gelingt beachtlich gut. Wesentliches bleibt erhalten und selbst Nebenhandlungen wie eine von Werfel eingestreute und auch im Original nicht unbedingt überzeugende Liebesgeschichte zwischen Bagradians französischer Ehefrau Juliette und Gonzague Maris, einem griechisch-amerikanischen Verehrer, bleiben erkennbar erhalten. Der Gesang von Meline Popovian fügt der Konzeption des Hörspiels insgesamt eine zusätzliche Dimension hinzu. So ist aus dieser Hörspielarbeit ein großes Klagelied geworden, ein eindringliches Lamento, das trotz des kriegerisch lauten, gewalttätigen Geschehens auch Stille beschwört. Näher hätte eine Bearbeitung diesem unbedingt lesenswerten Roman kaum kommen können.“
(Angela di Ciriaco-Sussdorff, Medienkorrespondenz, 21.04.2015)
„Im Hörspiel zu Werfels packendem Roman ist das eine Stelle, die fast zu Tränen rührt, gemischt aus lang gezogenen, dunklen Klängen, in die hinein der Erzähler überraschend aus der hektischen Gewaltszenerie herausbricht: Er beschreibt sanft, wie Stephan seine Mutter sieht mit dem roten Sonnenschirm und den Vater mit dem schneeweißen Anzug. Eine Traumfantasie. Werfel hat das Sterben Stephans in Poesie gegossen und Kai Grehn, der Regisseur des Hörspiels, diesen Wechsel ebenso gekonnt mit akustischen Mitteln gestaltet.“
(Anja Hirsch, Stuttgarter Zeitung, 12.06.2015)
„SWR, HR und NDR ist eine ganz hervorragende Produktion gelungen. Das Hörspiel auf drei CDs dauert fast drei Stunden und ist sehr stimmungsvoll geraten, was nicht zuletzt an der verwendeten orientalischen und armenischen Musik liegt. Auch das Ensemble begeistert. Angefangen beim Erzähler Sebastian Blomberg, der zurückhaltend und gleichzeitig fesselnd spricht. Grandios besetzt auch die Figur des Gabriel Bagradian mit Alexander Fehling, der sensibel und dominant zugleich spielt.“
(Bastian Wierzioch, MDR Figaro, 05.05.2015)
„Franz Werfel schrieb seinen Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ in der Zeit der Machtübernahme Hitlers. Im Schicksal der vertriebenen Armenier sah er eine Parallele zum aufkommenden Nationalsozialismus. Vom Ausmaß der Judenvernichtung wusste er da noch nichts. Bald schon nach Erscheinen dieses berührenden Romans wurden auch seine Bücher verbrannt. Er konnte in die USA emigrieren, wo er 1945 in Beverly Hills starb. „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ bezeichnete er selbst als sein Hauptwerk – zu Recht, da es den Völkermord an den Armeniern vielstimmig thematisiert und zugleich eine große Klage anstimmt, die auch das Hörspiel beklemmend transportiert.“
(WDR3, 23.04.2015)
„Der Punkt ist, dass Werfels Roman noch heute ein politisches Statement darstellt. In einer Zeit, da die Bundesregierung sich damit schwertut, den Begriff des Völkermords umstandslos in den Mund zu nehmen. Und in der das wahre Ausmaß der deutschen Mitschuld von damals, dass bewusste wegschauen der wohlinformierten deutschen Obrigkeit, erst langsam ans Licht kommt.“
(HR2 Kultur, 24.04.2015)
„Am 24. April 1915 begann in der Türkei eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte: der Völkermord an den Armeniern. Etwa eineinhalb Millionen Menschen starben. Der grausige Gedenktag sorgt dafür, dass ein Jahrhundertroman endlich wieder die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient: Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“, eine religiös grundierte Leidens- und Heldengeschichte des armenischen Volkes, gleichzeitig eine Parabel auf den Nazi-Terror gegen die Juden.“
(tob, Kultur Spiegel, 5/ 2015)
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