DIE WORTE DER MONELLE
Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman
Übersetzung aus dem Französischen: Kai Grehn
Mit: Arta Preuß, Kai-Uwe Kohlschmidt, Sonja Herrmann, Katharina Groth
Komposition: Dietmar Diesner, Tilman Fürstenau & Kai-Uwe Kohlschmidt
Ton & Technik: Z.A.P. im LoFi-Studio
Länge: 41 min
Dramaturgie: Lutz Volke
Hörspielfassung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion von SFB und ORB 2000
- Prix Marulić Spezialpreis 2001
MONELLE: Ich will dir sprechen von meinen Worten. Die Worte sind Worte, solange sie gesprochen werden. Die mumifizierten Worte sind tot und bringen Pest. Höre meine gesprochenen Worte und handle nicht nach meinen geschriebenen Worten. Vergiß mich und ich werde dir wiedergegeben sein!
„‚Du wirst mich Monelle nennen‘, ist ein guter Beginn für ein Stück, das seine Schöpfung aus dem Nichts thematisiert, indem eine Stimme den Zuhörer zu ihrem Namensgeber macht. „Vergessen wirst du mich“, lautet dementsprechend der letzte Satz in diesem Stück.
Das Traktat „Die Worte der Monelle“ von Marcel Schwob (1867-1905) bietet eine ganze Reihe programmatischer Sätze an. Der Ruf „Du bist verloren“ läutet den sprichwörtlichen Film ein, der vor dem inneren Auge eines sterbenden Menschen abläuft. Doch die ratternde Schreibmaschine suggeriert, daß es das Hörspiel ist, das stirbt und das noch einmal in rasender Eile am Hörer vorüberzieht. Von Göttern ist da die Rede und von Schlangen. Von Figuren, die aus dem Nichts erstehen und wieder in die Vergessenheit verschwinden. Und von der gestaltlosen Frau Monelle, die sich anbietet und entzieht, die bald Hure ist, bald Muse und deren Stimme von fern durch das Telefon klingt.(…)
Was das Stück hörenswert macht, ist die Verknüpfung von Text und Musik, sind die emotionalen Schattierungen. Die Mischung musikalischer Anleihen ist so breit wie das Spektrum moderner Musik. Die Grenzen zwischen Sprechen und Gesang sind fließend, Kohlschmidt als Schwob fällt oft in das Stakkato eines Rezitativs, die Sätze der Monelle (Arta Preuß) werden spielerisch von ihren Schwestern aufgenommen und bald als Ländler, bald als melodischer Singsang im Stile Laurie Andersons verarbeitet. Auch der Schrei kommt nicht zu kurz. Am Ende sind alle Blätter beschrieben, und Monelle entfernt sich durchs Telefon. Die Rufe des Schriftstellers verhallen. Beim nächsten Stück geht alles wieder von vorne los.“ (Matthias Schümann, FAZ, 04.01.2001)