HYPERION oder DER EREMIT VON GRIECHENLAND
Hörspiel nach dem gleichnamigen Briefroman
Mit: Ulrich Noethen, Jule Böwe, Vincent Leittersdorf, Matthias Haase, Heinz Schimmelpfennig, Nicolaj Brucker, Gertraud Heise
Komposition: Kai-Uwe Kohlschmidt
Ton: Wolfgang Rein & Judith Rübenach
Mischung im LoFi-Studio: ZAP
Länge (im BERAUSCHET EUCH MIX und im SILENCE MIX): 101 min (Short Cuts: 85 min)
Dramaturgie: Hans-Burkhard Schlichting
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SWR 2004
MP3-Download-Hörbuch | SWR Edition 2013 | 5,95 Euro
HYPERION: Nicht eingeschränkt werden vom Größten und doch umschlossen werden vom Kleinsten ist göttlich.
Friedrich Hölderlin, dessen Gesamtwerk erst der Nachwelt erschlossen wurde, verdankte seine Leserschaft bei Lebzeiten vor allem dem Briefroman HYPERION, der 1797/99 bei Cotta in Tübingen erschien. Vor dem Hintergrund des griechischen Freiheitskampfes seit 1770, der Hölderlins Generation für die Wiederbelebung antiker Ideale begeisterte, spiegelt der Roman auch den unterdrückten Freiheitsdrang im eigenen Lande. Die brieflichen Unterhaltungen des Griechen Hyperion mit seinem deutschen Freund Bellarmin und seiner geliebten Diotima sind bittere Analysen der eigenen Gegenwart und Rückblicke auf hoffnungsvolle Versuche, an der Misere der Verhältnisse etwas zu ändern. Hyperion, zu deutsch der Drobenwandelnde, verrät die Ideale nicht, die er zu leben versucht, und bewahrt gerade im Rückzug seine kritische Position.
„Die Architektur von Friedrich Hölderlins Hyperion ist keine epische fortschreitende, sondern vielmehr eine lyrische, um nicht zu sagen: eine musikalische Komposition. In dem ursprünglichen BERAUSCHET-EUCH-MIX des Hyperion-Hörspiels habe ich versucht, diese Komposition, 200 Jahre nach der Entstehung des Textes, zum ‚Tönen‘ zu bringen, indem Hölderlins Sätze als Partitur für eine orpheussche Reise dienen, nahezu durchgehend begleitet von der ‚Laute‘ des 20. Jahrhunderts, der elektrischen Gitarre“, schreibt Autor und Regisseur Kai Grehn. Er inszenierte diesen 101minütigen Hörgenuß teilweise im Hölderlinturm in Tübingen.
In einer zweiten Mischung, dem sogenannten SILENCE-MIX, hat Grehn auf die Musik unter allen Erzähler-Hölderlinturm-Szenen verzichtet, um dort die Hölderlinsche Sprache „a capella” erklingen zu lassen: „In der Tat, diese Prosa ist Musik, weiche schmelzende Klänge, von schmerzlichen Dissonanzen unterbrochen, endlich verhauchend in düstren, unheimlichen Grabliedern.” (Friedrich Nietzsche 1860 über Hyperion)
„Als 1797 der Briefroman von Friedrich Hölderlin erschien, war der schwärmerische Dichter erst Mitte zwanzig. Die bitteren Gegenwartsanalysen des Griechenjünglings Hyperion in seinen Unterhaltungen mit dem Freund Bellarmin und der Geliebten Diotima verwebt Kai Grehn zu einem feinfühligen Hörspiel. Ulrich Noethen ist Hyperion und Jule Böwe ist Diotima in dieser mit einer Bariton-Gitarren-Komposition unterlegten lyrischen Interpretation des großen Hölderlintextes – ein Hörgenuß.“
(Süddeutsche Zeitung, 04.05.2005 )