STURMHÖHE
Hörspiel in zwei Teilen nach dem gleichnamigen Roman
Aus dem Englischen von Gisela Etzel
Mit: Alexander Fehling, Bibiana Beglau, Sebastian Blomberg, Jule Böwe, Franziska Wulf, Volker Bruch, Paula Beer, Jens Wawrezek, Benjamin Berger, Dolores Winkler, Sarah Sophia Meyer, Florian von Manteuffel, Vincent Leittersdorf
Komposition: Anne Clark & Murat Parlak
Ton & Technik: Dietmar Rözel, Johanna Fegert & Sonja Röder
Musikaufnahmen: Manfred Deppe, Herbert Teschner & Tanja Hiesch
Regieassistenz: Kristina Huch
Länge: 2 x 85 min
Dramaturgie: Henning Rademacher
Hörspielbearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des NDR mit dem SWR 2012
Hörbuch, 2 CDs bei Der Hörverlag 2013 | 19,95 Euro | ISBN 978-3-86717-931-7
Hörbuch MP3-CD bei Der Hörverlag 2022 | 12,00 Euro | ISBN 978-3-8445-4696-5
- Longlist Deutscher Hörbuchpreis 2014 (Bestes Hörspiel)
- Platz 1 hr2-Hörbuchbestenliste (02/2013)
HEATHCLIFF: Ich kann nicht leben ohne mein Leben – ich kann nicht leben ohne meine Seele!
Als „Wuthering Heights“ („Sturmhöhe“) in Großbritannien erschien, löste der Roman einen Skandal aus. Derart ungestüme Figuren und eine so düstere und verwickelte Handlung hatte es in der Literatur bis dato nicht gegeben.
Auf einer Anhöhe inmitten der rauen Landschaft des englischen Yorkshire liegt das Anwesen „Wuthering Heights“. Wuthering ist ein mundartlicher Ausdruck, um den Aufruhr der Lüfte zu beschreiben, dem dieser Ort bei stürmischem Wetter ausgesetzt ist. Dort, in einer einsamen Moorgegend, spielt sich in einem Kreis von fünf Personen der weltberühmte Familienroman ab, der in kunstvoller Überschneidung und Verhüllung durch drei Generationen führt.
Emily Brontës einziger Roman, 1847 unter Pseudonym erschienen, darf als eines der außergewöhnlichsten Werke des viktorianischen Zeitalters zum Kanon der Weltliteratur gezählt werden. Er wurde in über 30 Sprachen übersetzt, über ein dutzendmal verfilmt. Er diente als Vorlage und Inspiration für Theaterstücke, Musicals, Opern und Pop-Musik.
Für die Hörspielproduktion haben die britische Musikerin Anne Clark und der Pianist Murat Parlak Gedichte von Emily Brontë vertont.
NTERVIEW mit Anne Clark & Murat Parlak
Nackt im Wind
„Wie betritt man das englische Hochmoor? Wie kommt man da hinauf, in diese Einsamkeit um Wuthering Heights, in diesen Nordwind, der durch eine der großen Seltsamkeiten der Weltliteratur weht? Rasch am besten, elegant und ohne Umschweife. Wenn es gelingt, bleiben drei Schritte: eine traurig fragende Melodie auf dem Klavier. Eine männliche Erzählerstimme. Dann schon hört man den Wind, der die Wucht der Geschichte ankündigt. Der Erzähler muss hinaus und sich ein bisschen den Atem nehmen lassen. „Mr. Heathcliff?“, hören wir ihn fragen und wissen, dass wir angekommen sind an einem weit entlegenen Ort. Der Wind wird weiter stürmen, wenn Mr Lockwood und Heathcliff im Haus Platz genommen haben. Hinter den Scheiben wird er lauern wie ein Geist. Ganz aus den Ohren bekommt man ihn nicht mehr. Wie manches in dieser unerschrockenen Hörspielbearbeitung, die sich weder vor dem Hochmoor noch vor der Liebe fürchtet.“
(Elisabeth Wagner, FAZ, 25.05.2013)
„Kai Grehn gelingt in seiner Sturmhöhe-Version Verblüffendes: Diese Düsternis aus dem 19. Jahrhundert wird, obwohl Grehn die Übersetzung von Gisela Etzels von 1908 verwendet, ganz in die Gegenwart transformiert. Das liegt vor allem an seinen Schauspielern: Sie sprechen so frisch, so dreist, so lodernd, gierig, ängstlich und leidenschaftlich, dass wir einen schaurigen Stoff von heute zu hören glauben, inklusive Hundejaulen, Pferdegewieher, Regen, Küssen und Ohrfeigen.“
(Alexander Camman, ZEIT Literatur, März 2013)
„Aus „Sturmhöhe“ ist so ein mitreißendes, aufwühlendes Hörspiel geworden, das im Hörer noch lange nachklingt.“
(Vanja Budde, WDR5, 18.03.2013)
„So muss als kühn gelten, den mehr wilden als romantischen Stoff für ein Hörspiel heranzuziehen. Regisseur Kai Grehn, vor zwei Jahren mit einer unkonventionellen Baudelaire-Bearbeitung aufgefallen, strukturiert das Hörstück ebenso effektvoll wie effektiv mit musikalischen Mitteln. Hier ist es die aus New-Wave-Tagen bekannte englische Sängerin Anne Clark, deren kräftige und in einer Art Sprechgesang vorgetragene Vertonungen von Gedichten der Brontë das wüst wuchernde Geschehen paradoxerweise bändigen.“
(Christiane Zintzen, NZZ, 05.07.2013)
„Gedichte von Emily Brontë in Originalsprache in den Roman mit einzuweben – vertont durch Anne Clark und Murat Parlak – halte ich für eine der mit Abstand kreativsten Ideen, die mir in den letzten Jahren in der Hörspielszene untergekommen sind.“
(Ulf Heise, MDR Figaro, 05.03.2013)
„Das Drama der zerstörerischen Liebe zwischen Cathy, Tochter eines Landbesitzers, und dem Findelkind Heathcliff wird in der Hörspielbearbeitung zum grandiosen Gesamtkunstwerk.“
(Hörzu 04/13)
„Was für britische Leser im Erscheinungsjahr 1847 ungeheuerlich war, raubt einem heute als Hörspiel den Atem. Kai Grehn macht die „Sturmhöhe“ spürbar und so spannend, dass man nicht anders kann, als von Anfang bis Ende zuzuhören. Nur der Wechsel zur zweiten CD lässt Zeit zum Atemholen.“
(Michaela Gericke, rbb kulturradio, 15.02.2013)
„Der Regisseur dieser Hörspielfassung, Kai Grehn, macht also das einzig Richtige und bremst den Protagonisten Heathcliff nicht in seinem von Eifersucht befeuerten Rachefeldzug, sondern greift mit beiden Händen in die Pathoskiste, schwingt sich durch kunstvoll gewundene Zeit- und Erzählschleifen, lässt Schauspieler wie Bibiana Beglau und Sebastian Blomberg schmachten, wimmern, wüten und garniert dann auch noch alles mit von Dark-Wave-Rezitatorin Anne Clark vertonten Brontë-Gedichten. Dass da am Ende tatsächlich ein stimmiges Hörspiel entstanden ist und kein pompöser Schmalz, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.“
(Moritz Honert, Intro 211, März 2013)
„Dank der starken Besetzung und den klugen Kürzungen von Regisseur Grehn kann die dramatische Geschichte von der Sturmhöhe ihre ganze Stärke entfalten. Eine Geschichte, die noch immer schockieren kann – die aber zu Recht zu den Klassikern der britischen Literatur gezählt wird.“
(Jan Ehlert, NDR Kultur, 15.01.2013)
„Lyrischen Zauber und Authentizität erfährt die anspruchsvolle und anregende Bearbeitung von „Sturmhöhe“ dadurch, dass hier Gedichte Emily Brontës eingefügt sind, von leichtem Klavierspiel unterlegt, mal mit Anklängen an „Salonmusik“, mal mit chopinesk anmutenden Melismen – eine feinziselierte Grundierung, die diese „Intarsien“ zum Glanzstück der Inszenierung machen. Die Gedichte spricht Anne Clark, eine kunstvolle und überzeugend aufrichtig gestaltende Rezitatorin. Wer immer die englische Sprache und wer Gedichte liebt, wird verzaubert sein von dem Melos dieser Meisterin des Sprechgesangs. Mit ihrem absolut eigenen Vortragsstil gelingt es Anne Clark, den Hörer mitzunehmen in längst vergangene Zeiten. Altes, längst ausgelittenes Liebesleid erfährt er, als wäre es „just passieret“ (Heinrich Heine), und wird so – wie das Ensemble – die zeitlose Qualität dieses großen Stoffs erkennen und genießen.“
(Angela di Ciriaco-Sussdorff, Funkkorrespondenz, 18.01.2013)
„Diese Inszenierung des Regisseurs Kai Grehn zeigt, wie sehr das Drama aus dem 19. Jahrhundert, das in den windzerzausten Einöden Yorkshires spielt, uns auch heute in seinen Bann schlagen kann. Dabei gehen die Geschichte um Liebe, Hass und Tod und die Gedichte Brontës, die die Avantgardemusikerin Anne Clark und der Pianist Murat Parlak vertont haben, eine kongeniale Verbindung ein.“
(Jurybegründung 1. Platz hr2-Hörbuchbestenliste 02/2013)
„Kai Grehn zeigt in seiner zweiteiligen, 180-minütigen Inszenierung, dass die überkommenen gesellschaftlichen Konventionen des 19.Jahrhunderts, die den Rahmen abstecken, diese Geschichte keineswegs lähmen. Und man sich bei einer Adaption also nicht auf Pomp verlegen muss. Heute hätte manche Figur vielleicht andere Handlungsmöglichkeiten, weil sie emanzipierter ist, weil die Herr-Knecht-Verhältnisse in dieser Form nicht mehr existieren oder weil der Gehorsam gegenüber den Eltern nicht mehr als absolut eingefordert wird. Sie stünde aber doch vor den selben Entscheidungen bei der Partnerwahl, bei Erbschaftsangelegenheiten, bei Fragen der Loyalität.
Geschickt kontrastiert Grehn die grundsätzlich innige, dabei klare Stimmung seiner Inszenierung mit kurzen, pathetischen Zwischenszenen im englischsprachigen Original. Sanft löst der Regisseur Sturmhöhe aus der 19.Jahrhundert-Haftigkeit; um zum zeitlosen Kern der Geschichte vorzudringen. Der findet sich in der spannenden Schilderung menschlicher Niedertracht, in immerwährenden Versuchen, Menschen zu manipulieren. Und im Aufbegehren dagegen.“
(Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 19.12.2012)
„Dazu passend, ganz wunderbar, die Klavierkompositionen von Murat Parlak und der Gesang der britischen New Wave Ikone Anne Clark, die sich durch die gesamte Produktion ziehen und die Handlung musikalisch aufgreifen. Die Musik hat etwas Traumwandlerisches, so herzzerreißend schön wie die Geschichte selbst.“
(Andi Hörmann, DLF Kultur, 22.08.22)