TAPE-RECORDINGS EINES METAPHYSISCHEN INGENIEURS
Aus dem Portugiesischen von Inés Koebel
Mit: Robert Gwisdek
Komposition: Shaban
Gesang: Claudia Graue feat. Käptn Peng
Technische Realisation: Jean Szymczak
Länge: 66:52 min (Short-Cut: 54:16 min)
Dramaturgie: Katarina Agathos
Soundrecording in Lissabon & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk mit Radio Bremen 2019
Hörbuch-CD mit einem Lissabon-Fotoessay von Andreas Töpfer bei Major Label 2020 | 19,90 Euro | ISBN 978-3-945715-36-9
- Nominierung für den Deutschen Hörbuchpreis 2021 (Bestes Hörspiel)
- Platz 1 hr2-Hörbuchbestenliste (12/2020)
- Longlist Preis der Deutschen Schallplattenkritik 1/2021
PESSOA: Ich brauche Wahrheit und Aspirin.
„Ich schrieb über dreißig Gedichte in einem Zuge in einer Art von Ekstase. Es war der triumphale Tag meines Lebens; einen zweiten dieser Art werde ich nicht erleben. Und dann erschien jemand in mir, dem ich sogleich den Namen Alberto Caeiro gab. Entschuldigen Sie das Absurde des Satzes: In mir war mein Meister erschienen.“
In »Taperecordings eines metaphysischen Ingenieurs« hat Kai Grehn kurze Erzählungen, Gedichte, Texte und Sätze von Pessoa zu einer Partitur vereint und diese vertont. Es sind poetische Miniaturen, Erkundungen mittels Sprache eines von der Philosophie stark beeinflussten Dichters. Texte, die einem die transzendenten und existentiellen Empfindungen Pessoas, sein widersprüchliches Wesen, seine Realitätsverweigerung, seine Liebe zu seinen Mitmenschen, seinen weiten geistigen Horizont, aber auch seine Einsamkeit und Fremdheit näherbringen. Pessoas Texte werden interpretiert von Robert Gwisdek, der 2017 als Käptn Peng auf dem Album »Das nullte Kapitel« mit dem Song »Meister und Idiot« die Hymne einer Persönlichkeitsspaltung veröffentlichte. Mit ihm hat Kai Grehn über mehrere Tage und Nächte Sprachaufnahmen gemacht und die Texte von Pessoa akustisch verortet. Das gesamte Geräusch- und Sounddesign für die Produktion wurde im heutigen Lissabon aufgenommen und der Musiker Shaban lieferte den Soundtrack dazu.
„Unter all den Zeilen und Versen Pessoas findet sich ein Satz, der bei dieser Arbeit für mich die gleiche Bedeutung besessen hat, wie für Seefahrer in früheren Zeiten der Polarstern. Dieser Satz Pessoas lautet: »Die Musik, der Mond und die Träume sind meine magischen Waffen«.“ (Kai Grehn)
Fantastische Klänge
„In »Taperecordings eines metaphysischen Ingenieurs« inszeniert Grehn Kurztexte Pessoas als Sprachnachrichten, mit Robert Gwisdeks Stimme, die gleichzeitig klar und traumtrunken klingt. Und eingebettet in den Sound der heutigen Stadt, vor dem Stillstand des öffentlichen Leben: das Klappern in Cafés, das Kreischen der Straßenbahnen, Regen – vertraute Geräusche des Alltags, die derzeit fehlen, in Lissabon und anderswo. Klänge eines Gottesdienstes wehen heran, Kindertrubel, beinahe gespenstisch verzerrt. Hinzu kommen elektronische Kompositionen, mit denen Grehn die Imaginationskraft des Fantasten Pessoa ins Akustische überträgt. Der ist ein Autor der Stunde, denn er setzt seine Welt weniger aus Realitäten zusammen als aus Erinnerungen und Einbildungen. »Ich bin eine Figur aus einem noch zu schreibenden Roman«, heißt es einmal. Poetischer und trotzdem hellsichtig kann man im Geiste kaum durch eine Stadt flanieren.“
(Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 27.03.2020)
„Grehn hat in seinem Hörbuch einen Schlüssel gefunden, um die Gedankenwelt Pessoas zu öffnen – mit Musik, mit Stadtgeräuschen aus Lissabon, von der Straßenbahn, spielenden Kindern, Pessoas altem Kaffeehaus und mit der Stimme von Robert Gwisdek, der manchmal flüstert, manchmal schreit, mal ironisch, mal lakonisch klingt, fest und brüchig zugleich erscheint und dem die Lust am Text in jedem Satz anzumerken ist. Das Hörbuch ist ein Gesamtkunstwerk, in dem sich Marktgeschrei, Hundegebell und Schiffssirenen mit dem betörenden Gesang von Claudia Graue sowie der psychedelischen Komposition von Shaban mischen.“
(René Schlott, FAZ, 18.01.2021)
„Und so machen der Sound und die Melancholie dieses Hörspiel zu einem magisch-bezaubernden Hörerlebnis.“
(Andi Hörmann, Deutschlandfunk Kultur, 02.11.2020)
„Regisseur und Autor Kai Grehn hat nun ein kleines Meisterwerk vollbracht: Highlights aus seinen persönlichen Lieblingswerken Pessoas hat er als sinnlichen Spaziergang durch Lissabon inszeniert; mit Originalgeräuschen, Musik und einem großartigen Sprecher.
Als visuelle Ergänzung liefert die Hörbuch-Edition eine 62-seitige Foto-Strecke mit Stadtaufnahmen von Andreas Töpfer. Jede Erzählebene bereichert die anderen, so dass das Gesamterlebnis dieses Hörspiels einem philosophischen Kurzurlaub gleicht: eine inspirierende Auszeit in Lissabon.“
(Monika von Aufschnaiter, Bayern2 – Hörbuch der Woche, 06.11.2020)
„Wer Lissabon nur ein wenig kennt, reist mit. Man begleitet Robert Gwisdek, der Pessoa spricht, wie er durch die Stadt flaniert und seine Gedanken in ein Diktaphon spricht oder manchmal auch bloß flüstert, nur unterbrochen von dem Klicken der Stoptaste. Die Musik verstärkt die hypnotische Sogwirkung. Wir befinden uns im Kopf eines Mannes der ganz und gar Innerwelt ist.“
(Tomas Fitzel, RBB Kultur, 11.11.2020)
„Der Musiker Shaban hat einen elektronischen Soundteppich gelegt, der, fast an Schubert erinnernd, häufig das Schreiten eines Wanderers beschreibt. Zudem erklingt immer wieder ein um Schlichtheit bemühtes, mitunter mit Hall unterlegtes Klavierspiel, das die Pessoa-Sentenz „Die Musik … wirkte wie ein Fado auf die Seele“ beglaubigt. Saudade, jene typisch portugiesische Form des Weltschmerzes, ist hier elektronisch verfremdeter Klang geworden.“
(Florian Welle, Süddeutsche Zeitung, 24.11.2020)
„Ein brillantes Stück Ohrenkino, rundum empfehlenswert.“
(Ulf Heise, MDR Kultur, 18.02.2021)
„Regisseur Kai Grehn hat mit Taperecordings eines metaphysischen Ingenieurs ein so dichtes, vielschichtiges Hörspiel geschaffen, dass man es mehr als einmal hören will. Der etwas sperrige Titel sollte einen nicht abschrecken, denn sonst würde man eine fantastische Reise verpassen, in die Gedanken des Dichters und in die Geräuschwelt Lissabons. Und nicht zu vergessen: die Hörspiel-CD ist Bestandteil eines schmalen DIN5 großen Buchs, das Fotos von Lissabon bereithält. Andreas Töpfer hat diese s/w Aufnahmen gemacht und sie spiegeln die Stimmung des Hörspiels ideal wieder. Sie zeigen Lissabon jenseits aller Postkarten-Ästhetik, gerade so, als könnte Fernando Pessoa gleich um die Ecke biegen. Was ist also zu tun? Zur Einstimmung ein wenig blättern, dann hören und dann die Fotos gründlich ansehen. Und dann gleich noch einmal hören, um auf wunderbare Sätze zu warten.“
(Leonie Berger, SWR2, 21.11.2020)
„Dass Leises, vielleicht auf andere Art, ebenso berühren kann, zeigen Szenen wie diese: sachte Wellen an einem Meeresstrand. Schritte. Über der Weite schweben die verträumten Klänge eines Pianos. ,,Der Mond, die Musik und die Träume sind meine magischen Waffen.“ Schritte. Piano. Sphärenklänge. Der Beginn des Hörspiels „Tape-Recordings eines metaphysischen Ingenieurs“ von Kai Grehn zeigt, wie leicht Klang emotional zu fassen vermag. Mit O-Tönen und Geräuschen aus Lissabon kombiniert Grehn die Worte Pessoas zu poetischen Klangbildern. Der Fotoessay von Andreas Töpfer, welcher der CD-Ausgabe beigefügt wurde, ergänzt diese durch Momentaufnahmen von Lissabon in Schwarzweiß, die mal hart, dann zart, dann wieder geheimnisvoll oder melancholisch anmuten.“
(Reimar Biedermann, BÜCHERmagazin 5/21)
„Tonkünstler Kai Grehn verband Texte von Fernando Pessoa mit Klängen aus Lissabon und der somnambulen Musik von Shaban zu einem hochmusikalischen Hörspiel. Robert Gwisdek als Pessoa führt traumwandlerisch durch diese Klangwelt, die eine Wiederbegegnung mit einem der literarischen Gründerväter der Moderne ermöglicht. Ein lohnendes Gesamtkunstwerk, auch dank des beigefügten Lissabon-Fotoessays von Andreas Töpfer.“
(Jurybegründung Platz 1 der hr2-Hörbuchbestenliste 12/2020)
„Die Musik, der Mond und die Träume sind meine magischen Waffen“, schrieb der Dichter Fernando Pessoa. Diesem Credo folgt Kai Grehn, der aus dem poetischen Kosmos Pessoas, dem Robert Gwisdek wunderbar fragil seine Stimme leiht, dem suggestiven Soundtrack des Musikers Shaban und authentischen Klängen des heutigen Lissabons ein akustisches Meisterwerk komponiert hat, berührend und verstörend, traumverloren und doch ganz konkret. Immer wieder öffnen sich neue Assoziationsräume in diesem Hörerlebnis, das süchtig macht und bewusstseinserweiternd wirkt – ganz ohne Drogen.“
(Jurybegründung zur Nominierung für den Deutschen Hörbuchpreis 2021)
„Es ist dieser von der verwendeten Musik mitgetragene Widerspruch zwischen dem Streben nach Präzision und der Ungewissheit, der Unberechenbarkeit, aber auch der Tristes des Lebens, der den Reiz dieses Hörbuchs ausmacht. Wie wunderbar harmonisch, geradezu gegenseitig inspirierend, sich dabei der 63seitigen Fotoessay „Dias em Lisboa“ von Andreas Töpfer in die originelle Veröffentlichung von MAJOR LABEL einfügt, ist einfach faszinierend. Essay und Hörbuch scheinen so wahr wie der letzte Satz Pessoas: »I know not what tomorrow will bring …«“
(Bernhardt Rengert, 04.11.2020)