thoreau

Henry David Thoreau ÜBER DIE PFLICHT ZUM UNGEHORSAM GEGEN DEN STAAT/ ON THE DUTY OF CIVIL DISOBEDIENCE

Hörspiel nach dem gleichnamigen Essay

Aus dem Amerikanischen von Walter E. Richartz
Mit: Gary Farmer, Nina Hoss & Dagmar Manzel
Ton: Jono Manson im Kitchen Sink Studio, Chupadero/ New Mexico
Ton & Mischung: Jean Szymczak im Studio P4, Berlin
Regie- und Produktionsassistenz: Ronald Klein
Länge: 63:36 min (Short Cut: 54 min)
Dramaturgie: Holger Rink
Bearbeitung & Regie: Kai Grehn
Eine Produktion von Radio Bremen 2012
Für die Unterstützung dankt Kai Grehn besonders herzlich Deborah Lamal, Volker Steppat, Thorsten Eichhorst und Andreas Töpfer, sowie seinem Vater, Klaus Grehn, der ihn gelehrt hat, nicht einer Regierung oder einem Gesetz, sondern der Gerechtigkeit Respekt entgegen zu bringen.
Hörbuch-CD bei Hörbuch Hamburg 2012 | 12,99 Euro | ISBN 978-3-89903-390-8

  • Nominierung für den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2012
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    H.D. THOREAU: Wenn ein Mensch frei ist in seinen Gedanken, frei in seiner Phantasie und seiner Vorstellung, also in den Dingen, die nie für lange Zeit leblos bei ihm bleiben, dann können unkluge Herrscher oder Reformapostel ihm nie gefährlich in die Quere kommen.

    Henry David Thoreau (1817-1862) war Lehrer, Bleistiftfabrikant, Philosoph, Schriftsteller, Naturbeobachter und Revolutionär. Er lebte fast zeit seines Lebens in und um Concord/ Massachusetts.
    Sein 1849 aus Protest gegen die amerikanische Eroberungs- und Sklavenpolitik veröffentlichter Essay „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ ist ein zeitlos gültiges Pamphlet – scharfzüngig und ironisch, kompromißlos in den Thesen und gleichzeitig von großer poetischer Kraft. Eine Freiheitslehre von enormer Wirkung und eines jener Bücher, die die Welt verändern.
    „Da die Wörter ein geheimes Leben besitzen, ist es vielleicht wichtiger als wir meinen, einem Text wie Thoreaus CIVIL DISOBIDIENCE wieder und wieder neuen Atem einzuhauchen; denn wenn das geschriebene Wort heraustritt am Tage und zu tanzen beginnt, vermag es die ganze buchstäbliche Kraft und Magie zu entfalten, die ihm innewohnt.“ (Kai Grehn)

    INTERVIEW mit Gary Farmer

    Eine zuversichtliche Melodie

    „Kai Grehns Entscheidung für eine zweisprachige Version, erweist sich als äußerst produktiv. Der Hörer glaubt, mitten im Publikum zu sitzen. Er lauscht gebannt Thoreaus englischer Version – während unmittelbar danach zwei weibliche Stimmen das Gehörte in deutscher Sprache wiedergeben.
    Nina Hoss und Dagmar Manzel schaffen mit unterkühltem Timbre eine Distanz zu seinem engagierten Sprachfluss. Präzise und nahezu emotionslos versuchen sie, ihrer Funktion als professionelle Übersetzerinnen gerecht zu werden.
    Die Regie will es, dass sämtliche Redeblöcke ohne inszenatorische Scharniere miteinander verbunden sind. Akteur ist einzig Thoreaus dezidierte Argumentation.
    Gary Farmer spürt die inhaltlichen wie stilistischen Feinheiten in Thoreaus Plädoyer lustvoll auf. Seinem Appell zum Freisein im Denken und Handeln begegnet er mit interpretatorischer Großzügigkeit. Während Dagmar Manzel und Nina Hoss mit nur winzigen Modulationen in den Stimmbewegungen etwas von der enormen Disziplin andeuten, sich von der Empathie des Sprechers nicht anstecken zu lassen.
    Thoreaus Rede ist an keine Staatsform gebunden. Sie stellt ein Individuum ins Zentrum, das autonom und angstfrei denkt. In Zeiten negativer Wirtschaftsbilanzen, Krisen und dem Ausverkauf moralisch-ethischer Werte klingt sie wie eine vergessene, aber zuversichtliche Melodie, die, befreit von Wortmüll, allein von der menschlichen Stimme getragen wird.“

    (Carola Wiemers, DeutschlandRadio, 04.01.2013)

    „Gary Famer liest äußerst empathisch das Original, Nina Hoss und Dagmar Manzel sind die Dolmetscherinnen mit kühler, sachlicher Stimme. Wer diesem Vortrag zuhört, wird schnell ergriffen werden und sich selbst fragen müssen, wie weit es um seine eigene Freiheit im Denken und Handeln steht.“
    (FAZ Literaturkalender, 15.01.2013)

    „Schon allein, den deutschen Text nicht ebenfalls von einem Mann, sondern von zwei stimmlich einander ziemlich nahen Schauspielerinnen lesen zu lassen, erzeugt beim Zuhören eine ständige Spannung. Minimalistisch: perfekt!“
    (Jens Sparschuh, TAGESSPIEGEL, 19.11.2012)

    „Thoreaus leidenschaftliches Plädoyer für den Vorrang des individuellen Gewissens gegenüber dem Rechtssystem, das Gandhi und Martin Luther King inspirierte, wird akustisch, zumal in der geglückten Zweisprachigkeit, zu einer bemerkenswerten Mischung aus Kraft und Nachdenklichkeit.“
    (Alexander Cammann, DIE ZEIT Literatur, 29.11.2012)

    „Kraftfutter für jedes ansprochsvolle Hirn.“
    (Jonny Rieder, IN, 11/12)

    „Warum das Buch die Freiheitsbewegungen bis heute inspiriert, spürt man, wenn man der einprägsamen Stimme des Indianers Gary Farmer lauscht und seinen Simultanübersetzerinnen Nina Hoss und Dagmar Manzel folgt: ein bewegendes Hörerlebnis.“
    (Frank Dietschreit, RBB Kulturradio, 12/2012)

    „Das ungewöhnliche Hörspiel hat Kai Grehn mit Gary Farmer, Nina Hoss und Dagmar Manzel spannungsreich und überraschend umgesetzt.“
    (Renate Naber, WDR5, 13.01.2013)

    „1849 entstand dieser Text: kein Manifest, keine Kampfschrift, kein Pamphlet, und doch Sätze und Gedanken, die an Radikalität ihresgleichen suchen. Das Besondere dabei: Sie sind nicht bloß erdacht, wollen nicht glänzen in intellektueller Pracht und Kühnheit, sondern geben sich eher bescheiden, sind Produkte von Lebenserfahrung, zielen auf den Hausgebrauch normaler Zeitgenossen, sind gleichsam Handlungsanweisungen für ein richtiges Leben im falschen (…)
    Überzeugt von der Aktualität dieses Textes inszeniert ihn Kai Grehn wie eine Politikerrede von heute. Dabei bedarf es nur kleiner modernisierender Eingriffe, diesen auf konkrete historische Umstände zielenden Text ins Heute zu bringen. Für den Originalpart der zweisprachigen Produktion konnte der kanadische Schauspieler Gary Farmer gewonnen werden, der sich auch durch seinen Einsatz für indianische Kulturen einen Namen machte und sich in Thoreaus Gedankengängen offensichtlich pudelwohl fühlt. Er spricht sie ungekünstelt, bezieht aus ihnen jene Emphase, die nur einer haben kann, dem sie aus dem Herzen kommen. Mal erhebt er seine Stimme, ist empört, dann wieder wird er eindringlich und sanft, will überzeugen. Immer gibt er seiner Rede einen gleichsam naturwüchsigen Fluss, der nichts von Studioroutine hat.
    Alternierend ihm zur Seite stehen Dagmar Manzel und Nina Hoss, die als „Dolmetscherinnen“ glashelle Präzision einbringen. So erhält der Text zugleich Ursprünglichkeit und Tiefenschärfe, stimuliert er Aufmerksamkeit gleichsam auf zwei Wegen. Zu einer Zeit, in der mehr und mehr Verantwortung an die abgegeben wird, die so hofft unsereins wenigstens – noch Durchblick haben und Rat wissen und in der gleichzeitig Schriften wie Stephane Hessels „Empört Euch!“ zu Bestsellern werden, zu dieser Zeit also kommt Thoreaus so eindringlicher Text und dieses so pfiffig aktualisierende Hörstück wie gerufen.“

    (Christian Deutschmann, epd-medien 05.10.2012)