woelfe_kraehe

Patrick Findeis WÖLFE, WÖLFE!

Mit: Marek Harloff, Karina Plachetka, Carlo Ljubek, Thomas Huber & Huda Zein
Ton & Technik: Daniel Senger & Sonja Röder
Regieassistenz: Constanze Renner
Länge: 60 min (Short Cut: 54 min)
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Regie: Kai Grehn
Eine Produktion des SWR 2015
 

KATHARINA: Im Ort hieß es, nachts könne man die Wölfe hören, wenn sie ihr Lied sangen von der ewigen Jagd -, wenn man gelernt habe, hinter den Wind zu horchen.

Katharina und Jan sind angekommen im neuen Bürgertum. Unter der Woche leben sie mit ihrer kleinen Tochter in einer Eigentumswohnung in Berlin, gehen dort ihren Jobs nach und pflegen nachbarschaftliche Kontakte; Ruhe, Grün und frische Luft genießen sie an den Wochenenden und in den Ferien auf einem alten Drei-Seiten-Hof in Brandenburg, für den sie einen Langzeit-Kredit aufgenommen haben und den sie selbst renovieren. Ihre Tage sind erfüllt mit Arbeit, Haushalt und Kindererziehung – Leben eben, im guten Gefühl einer gesicherten Zukunft. Da scheint Unterstützung derjenigen, deren Existenz bedroht ist, eine Selbstverständlichkeit. Als Sami, der vor vier Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, sie um Hilfe bittet, willigen sie ein. Für zwei Wochen sollen sie in ihrer Wohnung seinen Bruder aufnehmen, dem die Abschiebung nach Bulgarien droht. Doch während Gast und Gastgeber noch das Miteinander üben, hat Sami eine neue Bitte, einen neuen Plan. Katharina und Jan könnten ein Leben retten – doch zugleich alles gefährden, was sie für sich und ihre Tochter so sorgfältig geplant hatten.
 

Fiktiver Tatsachenbericht

„Die Zuspitzung des Hörspiels auf die Frage nach der eigenen, ganz persönlichen Verantwortung für die Flüchtlinge dient als ein gelungener literarischer Kniff des 2008 im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs mit dem 3sat-Preis ausgezeichneten Autors; er hat mit diesem Stück ein Zeit-Hörspiel geschaffen, das mehr als ein Klagelied über die europäische Flüchtlingspolitik ist und weitere Fragen an den Hörer stellt. (…) Regisseur Kai Grehn verstand die Ambivalenz von politischem Rahmen und privater Befindlichkeit überzeugend auszuloten, so dass das Hörspiel im besten Sinne zu einer Herausforderung geworden ist, zur Provokation für den entmenschlichten Rechtsstaat und zum Prüfstein für den Hörer selbst – und ganz nebenbei: ein Hörspiel zur rechten Zeit.“
(Christian Hörburger, Medienkorrespondenz, 14.08.2015)

„Kai Grehn inszeniert gewohnt ausdrucksstark – etwa durch stilisiertes Reden von Sami, oder durch das Verwenden der arabischen Sprache, in der Worte Nours zu Beginn durch die Stimme Huda Zeins zu hören sind. Auch die Musik – dunkle Gitarrenklänge, einige davon Sami zugeordnet – trägt bei zur Spannung des Hörspiels.“
(Sebastian Podlejski, kultur-im-radio.de, 09.08.2015)